Eigentlich bin ich Arabist. Als Wissenschaftler liest man aber nicht nur wissenschaftliche Literatur – zumindest nimmt man es sich vor. Die Gefahr ist recht hoch, letztendlich in seinem wissenschaftlichen Dasein und Dunst zu vergeistigen. Darum lese ich stets auch Belletristik. Mein Fachgebiet ist zwar auch die arabische Literatur, jedoch liegt nicht immer eine Übersetzung vor, sodass ich keinen reinen Blog zur zeitgenössischen arabischen Literatur schreiben kann und möchte. Im Gegenteil. Ich möchte hier alles vorstellen, das mir an Literatur unter die Augen gekommen ist.
Meine Eindrücke und die daraus folgenden Rezensionen entstehen aus zwei unterschiedlichen Betrachtungsweisen. Zum einen bin ich ein Leser, der unterhalten werden möchte. Zum anderen bin ich ein Literaturwissenschaftler, der die Texte auch mit literaturwissenschaftlichen Augen liest. Welche der zwei Seelen dann in meinen Kritiken obsiegt, bleibt auch für mich nach wie vor spannend.
Der Name Sibawi
Der Name Sibawi (Sîbawî) ist eigentlich ein Zufallsprodukt – genau genommen, ist es ein Produkt aus einem Namensgenerator. Es erinnerte mich gleich an einen Namen aus der arabischen Grammatiktradition: سيبويه Sîbawaihi.
Er ist der Verfasser der ersten arabischen Grammatik – und das als Nicht-Muttersprachler, denn Sîbawaihi war Perser (mit einem Sprachfehler). Sein Name soll »Apfelgeruch« bedeuten, vom persischen sîb (Apfel) und bûye (Geruch). Andere sagen, dass er sich aus dem persischen sî (dreißig) und bûye (Geruch) zusammensetze, sodass es »dreißig Gerüche« bedeute. In biografischen Werken finden sich zu ihm viele Anmerkungen, dass er gut gerochen oder Wangen wie Äpfel gehabt haben soll. Er wird wohl tatsächlich ein Mann von schönem Aussehen gewesen sein.
Allerdings mieden die Perser die arabische Ausspracheweise sîbawaihi und behielten sîbûye bei. Wie dem auch sei, da das Arabische eine Konsonantenschrift ist, steht in سيبويه eigentlich nur s‑y-b-w-y‑h. Weil das h am Ende in der Aussprache oft stumm wird, könnte man s‑y-b-w‑y und damit sîbawî lesen.
Ich mag Sîbawaihi und sein mehrbändiges Grammatikwerk. Schließlich habe ich mich auch einst auf ihn in meiner BA-Arbeit gestürzt. Ich fand diesen Zufallsnamen daher gleich sehr ansprechend und habe ihn für mich beansprucht.